Guten Tag,
in dieser Woche steht ein bedeutender Strategiewechsel im deutschen Gesundheitsmarkt im Fokus: Der dänische Medizintechnik-Konzern Demant übernimmt die Hörgeräte-Kette Kind für rund € 700 Millionen. Es ist der größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte von Demant und sichert dem Unternehmen die Marktführerschaft in Deutschland.
Zudem zeigt die deutsche Wirtschaft erste Anzeichen der Erholung, was laut aktuellen Prognosen neue Spielräume für Investitionen und Transaktionen schaffen könnte.
Darüber hinaus gab es weitere wichtige Entwicklungen:
- BayWa verkauft ihre Tochtergesellschaft Cefetra an First Dutch und setzt damit die Portfoliostraffung konsequent fort.
- Daimler Truck und Toyota bündeln ihre Lkw-Sparten in Asien durch die Fusion von Mitsubishi Fuso und Hino.
- Die österreichische Pet-Tech-Firma Tractive veräußert ihre britische Versicherungstochter an Yes Insurance.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker
Deal der Woche
Demant übernimmt Hörgeräte-Kette Kind für € 700 Millionen
Der dänische Medizintechnik-Konzern Demant hat die familiengeführte Hörgeräte-Kette Kind mit Sitz in Großburgwedel bei Hannover für rund € 700 Millionen übernommen. Es ist der größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte von Demant.
Kind betreibt derzeit rund 650 Filialen in Deutschland und beschäftigt etwa 3.000 Mitarbeitende. Durch die Übernahme wächst das Netzwerk von Demant auf über 900 Standorte allein in Deutschland. Damit sichert sich der Konzern die Marktführerschaft im deutschen Hörakustiksegment.
Mit diesem Schritt reagiert Kind auf die zunehmende Marktdominanz börsennotierter Konzerne im globalen Wettbewerb. Gleichzeitig setzt sich der Trend fort, dass internationale Konzerne durch gezielte Akquisitionen Zugang zu margenstarken mittelständischen Unternehmen im deutschen Gesundheitsmarkt suchen.
Demants rechtlicher Berater bei der Transaktion war Latham & Watkins (u. a. Otto von Gruben und Jacob Fontaine). Berater auf Seiten des Verkäufers wurden bislang nicht öffentlich benannt.
Markttrends
CLOs gewinnen an Attraktivität: Privatkredit als neue M&A-Renditequelle
Collateralized Loan Obligations (CLOs) sind eine attraktive Anlageoption für institutionelle Investoren in volatilen Zinsumfeldern. Sie verbriefen vorrangig besicherte Unternehmenskredite (Leveraged Loans), die in verschiedene Tranchen mit gestaffelten Ratings, Renditen und Ausfallrisiken unterteilt sind.
Gerade die AAA- und AA-Tranchen zeichnen sich selbst in Krisenzeiten durch eine niedrige Ausfallrate aus. Wie Andreas Mittler von Invesco betont, bieten CLOs eine Kombination aus Streuung, aktiver Steuerung und variabler Verzinsung. Das macht sie für Portfoliomanager zunehmend attraktiv.
Der Blick auf den europäischen Markt zeigt: Das Emissionsvolumen von CLOs bleibt trotz konjunktureller Unsicherheit robust. Allein im Februar und Mai 2025 lagen die CLO-Neuemissionen bei 7 bis 9 Milliarden Euro. Der Markt ist damit auf Jahresbasis klar auf Wachstumskurs. Parallel dazu steigt das Interesse am Sekundärmarkt, nicht zuletzt durch den Einstieg von CLO-ETFs, die das Handelsvolumen und die Markttransparenz erhöhen.

Dieser Trend ist für das M&A-Umfeld von großer Bedeutung. CLOs finanzieren die Fremdkapitalseite bei Leveraged Buyouts und ihre Verfügbarkeit kann die Transaktionsaktivität beleben, aber das Zinsumfeld erfordert ein selektiveres Dealmaking. Wer sich frühzeitig mit der Marktstruktur auseinandersetzt, verschafft sich einen Vorteil.
Vorzeitiger Ruhestand gefährdet Stabilität von Arbeitsmarkt und Unternehmen
Obwohl die Lebenserwartung steigt, geht ein erheblicher Teil der Babyboomer-Generation vorzeitig in den Ruhestand. Eine neue IW-Studie zeigt: Zum Stichtag 31.12.2023 bezogen bereits 4,5 Millionen der insgesamt 19,5 Millionen Babyboomer Altersrente, darunter rund 900.000 Menschen, die die gesetzliche Regelaltersgrenze noch nicht erreicht hatten.
Die Analyse der Geburtsjahrgänge 1954 bis 1957 offenbart sogar, dass 44 % eines Jahrgangs den Arbeitsmarkt vorzeitig verlassen haben. Die angehängte Grafik veranschaulicht diese Entwicklung eindrucksvoll: Viele Jahrgänge scheiden systematisch früher aus, insbesondere über Sonderregelungen für langjährig Versicherte.

Dies stellt eine ernstzunehmende Herausforderung für den Arbeitsmarkt dar, da gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte mit hohen Einkommen frühzeitig in Rente gehen. Gleichzeitig steigt das tatsächliche Rentenzugangsalter kaum, obwohl es gesetzlich auf 67 Jahre angehoben wurde. Zwar kündigte die Bundesregierung eine Reform an, doch es wurden noch keine Maßnahmen ergriffen.
Diese Entwicklung hat direkte Implikationen für den M&A-Sektor: Wissen, Fachkräfte und Führungspersonal könnten in kurzer Zeit aus Unternehmen verschwinden. Verkäufe, Management-Buyouts oder Beteiligungen durch Private-Equity-Firmen könnten eine Lösung bieten. Der Rentenrückzug könnte somit ein stiller Treiber der M&A-Aktivität in Deutschland sein.
Deutsche Wirtschaft kehrt zurück auf Wachstumspfad mit Chancen für M&A
Nach drei Jahren der Stagnation sehen verschiedene Wirtschaftsinstitute Anzeichen für eine nachhaltige Erholung der deutschen Konjunktur. So prognostiziert das RWI Essen für das Jahr 2026 ein BIP-Wachstum von 1,5 %, das IfW Kiel sogar von 1,6 %. Die folgende Grafik verdeutlicht diese erwartete Wende: Das Jahr 2025 markiert den ersten klaren Wachstumsimpuls seit 2023.

Laut Ökonomen wird der bevorstehende Aufschwung durch das angekündigte Wachstums- und Investitionspaket der Bundesregierung verursacht. Dieses sieht zusätzliche Staatsausgaben und Steuerentlastungen in Höhe von bis zu 57 Milliarden Euro bis 2026 vor, um Unternehmen zu Investitionen zu motivieren. Es bestehen jedoch weiterhin Risiken durch den anhaltenden Handelskonflikt mit den USA unter Präsident Trump, eine Einigung ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Für die M&A-Landschaft bedeutet dies: Eine verbesserte Konjunktur stärkt die Investitionsbereitschaft, insbesondere im Mittelstand. Unternehmen mit solider Kapitalbasis und Expansionsplänen könnten ihre Aktivitäten wieder hochfahren, während auch Buy-and-Build-Strategien attraktiver werden. Mehr Inlandsnachfrage und stabilere politische Rahmenbedingungen könnten 2026 ein günstiges Umfeld für Transaktionen schaffen.
Marktgerüchte
- Eine US-geführte Gläubigergruppe rund um Sixth Street plant laut Bloomberg die Übernahme des angeschlagenen Autozulieferers Marelli. Der bisherige Eigentümer KKR verhandelt über einen möglichen Verkauf.
- Die Allianz prüft laut Bloomberg die Übernahme des dänischen Private-Debt-Managers Capital Four mit rund 23 Mrd. € AuM. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.
- Trotz Gegenwinds hält UniCredit-Chef Andrea Orcel an seinen Ambitionen zur Übernahme der Commerzbank fest. Er betont, nicht kampflos aufzugeben. Die strategischen Pläne bleiben bestehen.
- Im Rahmen der spekulierten Übernahme der Commerzbank hat UniCredit laut Medienberichten Kooperationsbereitschaft gegenüber der EU-Kartellbehörde signalisiert. Das Ziel dabei ist, regulatorische Hürden abzubauen.
- Das Münchener Familienunternehmen könnte mehrheitlich italienisch werden, wenn die Pläne von Lavazza aus Turin Realität werden. Die von der Investmentbank Goldman Sachs geführten Verhandlungen befinden sich noch in einem frühen Stadium.
- CDU-Chef Merz warnt öffentlich vor einer Übernahme der Commerzbank durch Unicredit und fordert die Bundesregierung zum Handeln auf. Die Diskussion um eine mögliche grenzüberschreitende Bankenfusion gewinnt damit erneut an politischer Brisanz.
- Die Deutsche Telekom startet gemeinsam mit Nvidia eine industrielle KI-Cloud-Plattform. Das Ziel besteht darin, europäischen Unternehmen eine leistungsfähige Infrastruktur für KI-Anwendungen bereitzustellen und damit eine Alternative zu US-Diensten wie AWS oder Azure zu bieten.
- Das Bundeskartellamt untersucht SAPs Übernahme des Berliner Softwareunternehmens Signavio. Grund ist eine Beschwerde des Konkurrenten Celonis, der Wettbewerbsverzerrung vermutet.
- Die Finanzaufsicht BaFin prüft erneut aufsichtsrechtliche Maßnahmen gegen die Berliner Neobank N26. Hintergrund sind anhaltende Probleme bei der Geldwäscheprävention und der IT-Kontrolle.
- Nvidia plant zusammen mit Partnerschaften eine Cloud-Infrastruktur, die auf KI-Anwendungen für die deutsche Industrie zugeschnitten ist. Ziel ist es, Unternehmen einen einfacheren Zugang zu Hochleistungs-KI zu ermöglichen.
- Die Schweizer Privatbank Vontobel hat laut Inside Paradeplatz sämtliche angeforderten Daten an US-Behörden geliefert. Die kooperative Haltung schafft regulatorische Klarheit, was potenzielle Investoren und strategische Käufer besonders aufmerksam verfolgen dürften.
- Bei McMakler ist eine geplante Finanzierungsrunde geplatzt. Ein eskalierender Streit zwischen den Investoren Target Global und Israel Growth Partners (IGP) gefährdet das Unternehmen. Beide Parteien wollten sich mit restriktiven Termsheets mehr Kontrolle sichern.
M&A-Nachrichten
- Durch den Verkauf einer Beteiligung reduziert die BayWa ihren Schuldenberg. Diese geht an die niederländische Firmengruppe First Dutch. Die Kreditlast des Unternehmens soll dadurch um 650 Millionen Euro sinken.
- Die Hörgeräte-Kette Kind mit Sitz in Großburgwedel (Region Hannover) soll vom dänischen Unternehmen Demant übernommen werden. Der nach eigenen Angaben größte Zukauf in der Firmengeschichte kostet den dänischen Branchenriesen 700 Millionen Euro. Die Freigabe durch das Kartellamt steht noch aus.
- Der Schweineschlachter Tönnies plante eine Übernahme, wodurch er einen Marktanteil von über 40 Prozent erreicht hätte. Das Kartellamt hat diese jedoch verhindert.
- Der Mehrheitsaktionär Future will PharmaSGP von der Börse nehmen und bietet 28 € je Aktie. Ein Squeeze-out ist für 2025 geplant.
- Daimler Truck und Toyota legen ihr Lkw-Geschäft in Asien zusammen. Die neue Einheit entsteht durch den Zusammenschluss von Hino Motors und Mitsubishi Fuso. Dies ist ein strategischer Schritt in Richtung Elektrifizierung und Skalierung.
- Toyota-Chairman Akio Toyoda sichert sich trotz ESG-Kritik die Unterstützung der Aktionäre für die geplante milliardenschwere Lkw-Fusion mit Daimler Truck.
- Der hessische Nutzfahrzeugzulieferer Jost hat den niederländischen Hydraulikspezialisten Hyva für rund 400 Millionen US-Dollar übernommen. Durch die Übernahme soll der Umsatz um 50 bis 60 Prozent steigen. Es handelt sich um die größte Akquisition, die das SDax-Unternehmen jemals getätigt hat.
- Die tiefgreifende Krise in der deutschen Automobilzulieferindustrie verändert den M&A-Markt. Unternehmen wie Webasto verhandeln derzeit mit Banken über neue Finanzierungen, während andere bereits Insolvenz anmelden mussten. Branchenexperten erwarten verstärkte Übernahmen, Distressed-M&A-Transaktionen und Private-Equity-Interesse.
Gehälter & Boni
- Laut Inside Paradeplatz könnten bei der UBS nach der CS-Integration hunderte hochbezahlte Senior-Positionen gestrichen werden. Interne Unruhe wächst.
- 93,5 % der frischgebackenen Väter im öffentlichen Dienst des Kantons Zürich nehmen den vollen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, selbst in höchsten Gehaltsstufen. Im Vergleich dazu schöpfen in der Privatwirtschaft weniger als 70 % der Männer dieses Recht aus.
Personalien
- Udo Philippi, ehemaliger Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, steigt als Senior Advisor bei der Personalberatung Christ & Company ein.
- Der langjährige Leiter des Investmentbankings der Credit Suisse in Deutschland wechselt als Partner zum Hamburger Private-Equity-Investor Vorsprung Management. Er wird künftig für Investitionen in europäische Mittelstandsunternehmen verantwortlich sein und die Expansion des Unternehmens vorantreiben.
- Laut Medienberichten plant der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp, den Vertrag von CEO Miguel López vorzeitig zu verlängern.
- Mike Sievert, CEO von T-Mobile US, erwägt sein Amt vorzeitig niederzulegen. Gespräche mit dem Mutterkonzern Deutsche Telekom laufen bereits.
- Raiffeisen Schweiz verstärkt ihr Führungsteam mit Gabriel Brenna, ehemaliger McKinsey-Berater und CEO der LLB-Gruppe. Damit soll die strategische Neuausrichtung und Professionalisierung vorangetrieben werden.
- KuCoin verstärkt ihr Führungsteam in Wien mit zwei erfahrenen Neuzugängen, um regulatorische Anforderungen besser zu erfüllen und die Expansion in Europa voranzutreiben.
- Die erfahrene Firmenkundenbankerin Jennifer Eiteneyer verlässt das Corporate Banking und übernimmt ab dem 1. Januar 2026 eine neue Rolle im hohen Norden für die Hamburger Sparkasse.
- Nachdem Vorstandschef Bernd Spalt überraschend zurückgetreten ist, könnte Willibald Cernko neuer CEO der Erste Group werden. Bislang ist er Aufsichtsrat des Unternehmens.
Kapitalrunden
- Der 32-jährige Italiener Francesco Sciortino will die Fusion-Technologie von Deutschland aus kommerziell nutzen und hat dafür 130 Millionen Euro eingesammelt.
- Ellexx, eine Fintech-Plattform für Finanzbildung und -produkte, verzeichnete 2024 einen Verlust von 1 Mio. CHF. Das Eigenkapital ist negativ und der Cash-Bestand halbierte sich. Aufgrund der finanziellen Lage könnte Ellexx gezwungen sein, zeitnah neues Kapital aufzunehmen.
- Unter Beteiligung Österreichs startet mit PixEurope ein neues Projekt zur Förderung von Halbleitertechnologien in Europa. Ziel ist es, Europas Souveränität in Schlüsseltechnologien zu stärken.
- Das von zwei Österreichern mitgegründete Münchner Fintech-Unternehmen hat sich 155 Millionen Euro an Risikokapital geholt. Es handelt sich um die bisher größte Finanzierungsrunde des Unternehmens. Angeführt wurde diese von den Beteiligungsgesellschaften Sofina und Notus Partners. Insgesamt haben die Investoren (unter ihnen BlackRock und Tencent) seit der Gründung des Fintechs bereits über 470 Millionen Euro an Wachstumskapital in das Scale-up gesteckt.
- Mit „WU Ignite Ventures“ investiert die Wirtschaftsuniversität Wien künftig gezielt in eigene Ausgründungen. Dadurch sollen Innovationen aus Forschung und Lehre unternehmerisch vorangetrieben werden.
- Respory, ein auf Lungenfunktionsdiagnostik spezialisiertes KI-Start-up aus Linz, erhält eine AWS-Förderung in Höhe von 800.000 Euro und ein Investment im „niedrigeren sechsstelligen” Bereich. Das Kapital soll in die Marktreife des medizinischen Produkts investiert werden.
- Die deutsche Digitalbank arbeitet an einer neuen Finanzierungsrunde. Demnach wollen auch Bestandsinvestoren Anteile verkaufen. Über diese Pläne berichten sowohl die Finanzagentur Bloomberg als auch Handelsblatt unter Berufung auf Insiderinformationen.
- Drei ehemalige Delivery-Hero-Manager wollen mit Payrails die Probleme großer Unternehmen im Onlinezahlungsverkehr lösen. Das Berliner Start-up hat 32 Millionen US-Dollar in der Series A erhalten. Lead-Investor war die deutsche Wagniskapitalfirma HV Capital, außerdem investierten EQT Ventures aus Schweden, der US-Investor General Catalyst und der VC Andreessen Horowitz (a16z).
Börsengänge
- Der geplante Börsengang des Online-Autoteilehändlers Autodoc wird durch den angekündigten Ausstieg von Apollo Global Management erschwert. Der Finanzinvestor sucht nach einem Exit, idealerweise per IPO, doch das Marktumfeld bleibt angespannt.
- Das Münchner Medizintechnikunternehmen Brainlab will an die Börse gehen. Der IPO ist ein wichtiger Schritt zur Finanzierung künftiger Innovationen im Bereich digitale Chirurgie.
- Im Zuge der Fusion ihrer Lkw-Sparten planen die beiden Unternehmen den Börsengang des entstehenden Gemeinschaftsunternehmens. Die dazugehörige Dachgesellschaft soll im April 2026 starten und in Tokio an die Börse gebracht werden.