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Saxenhammer übernimmt deutsches Clairfield-Team und Schattenbanken im Fokus der EZB (stage)

Germany 13 min read
Author
Jens Hohnwald

Guten Tag,

die Transaktion der Woche zeigt die zunehmende Konsolidierung im M&A-Beratungsgeschäft: Saxenhammer übernimmt das deutsche Team der internationalen Beratung Clairfield und bildet damit eine der größten Mittelstandsberatungen in Deutschland. Zugleich rücken Schattenbanken zunehmend ins Zentrum der Diskussion. Ihr Anteil an Unternehmenskrediten in der Eurozone hat sich seit dem Jahr 2000 verdreifacht.

Darüber hinaus gab es weitere wichtige Entwicklungen:

  • Der Schweizer Folienhersteller Pontacol wird von Covestro übernommen und damit wird die Position von Letzterem in der Medizintechnik und Textilindustrie gestärkt.
  • Porsche prüft den Verkauf seiner Tochtergesellschaft MHP. Die Trennung von der IT- und Managementberatung könnte frisches Kapital bringen.
  • Österreichs Einkaufmanagerindex sinkt erneut, die Auftragseingänge und Produktion gehen zurück.

Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.

Deal tracker

TransaktionBrancheKäuferKäuferberaterVerkäuferberater
01

Covestro übernimmt den Schweizer Folienhersteller Pontacol, um seine Position in der Medizintechnik und Textilindustrie auszubauen.

Manufacturing

Covestro

n.a.

n.a.

02

Saxenhammer übernimmt das deutsche Team der M&A-Beratung Clairfield, inklusive sieben Partnern und Mitarbeitenden.

Business Services

Saxenhammer

n.a.

n.a.

03

Lufthansa darf sich an Air Baltic beteiligen. Das Kartellamt genehmigte den Einstieg trotz Bedenken.

Business Services

Air Baltic

n.a.

Superia, STJ Advisors

04

Die Deal-Plattformen Dealcircle und Amber übernehmen DUB.de, um eine integrierte Tech-Lösung für Unternehmensnachfolgen in Deutschland aufzubauen.

Business Services

Dealcircle

n.a.

n.a.

05

Die Premium-Tiernahrungsmarke Tales & Tails wird von der Petsnova Group übernommen, um die Marktposition im Direktvertrieb zu stärken und Synergien in Beschaffung und Vertrieb zu nutzen.

Consumer

Petsnova Group

n.a.

Carlsquare

06

Ergo fusioniert seine Tochtergesellschaften in Dänemark und Norwegen unter dem Namen Ergo Forsikring, um das Geschäft in Skandinavien zu stärken und potenzielle Übernahmen vorzubereiten.

Insurance

Ergo Forsikring (Fusion)

n.a.

n.a.

Deal der Woche 

Saxenhammer übernimmt deutsches Clairfield-Team 

Die Berliner M&A-Boutique Saxenhammer wächst weiter: Zum 1. Juli hat sie einen Großteil des deutschen Teams der internationalen Beratung Clairfield übernommen. Durch die Integration entsteht eine der größten M&A-Einheiten für den Mittelstand in Deutschland. Wie aus dem Handelsblatt hervorgeht, umfasst der Schritt sieben Partner und Mitarbeitende und markiert einen strategisch wichtigen Ausbau des Beratungsgeschäfts.

Saxenhammer, die bereits zu den zehn aktivsten M&A-Beratern in Deutschland gehört, stärkt mit diesem Schritt nicht nur ihre Präsenz im Heimatmarkt, sondern erhält auch Zugang zu Clairfields internationalem Netzwerk mit Standorten unter anderem in Frankreich, Italien, Großbritannien und Japan. Ziel ist es, grenzüberschreitende Transaktionen künftig noch gezielter zu begleiten.

Der Deal zeigt: Der Wettbewerb im Mid-Market-M&A intensiviert sich. Beratungsunternehmen positionieren sich zunehmend international, um Mandanten bei komplexen und transnationalen Deals umfassend zu betreuen – ein Trend, der auch für andere Akteure in der DACH-Region richtungsweisend sein dürfte.

Markttrends

Unsicherheiten belasten Österreichs Industrie 

Der österreichischen Industrie fehlen weiterhin klare Erholungssignale. Der saisonbereinigte Einkaufsmanagerindex der UniCredit Bank Austria fiel im Juni 2025 auf 47,0 Punkte und blieb damit deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, so bemerkte UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Wie aus der Grafik unten ersichtlich wird, hat sich der Index in der ersten Jahreshälfte zwar leicht erholt, entfernt sich nun aber erneut vom Aufwärtstrend. Der Rückgang betrifft fast alle Teilbereiche, von der Produktion über die Auftragseingänge bis hin zur Beschäftigung. Besonders gravierend ist der Einbruch beim Neugeschäft, das mit 44,3 Punkten den niedrigsten Stand des Jahres erreichte.

Diese Entwicklung hat zwei Auswirkungen auf die M&A-Landschaft in Österreich: Einerseits suchen belastete Mittelstandsunternehmen vermehrt nach Partnern oder Kapitalgebern, um sich zu stabilisieren. Andererseits bieten sich Investoren aus Deutschland oder der Schweiz attraktive Einstiegsmöglichkeiten, insbesondere in innovativen oder exportorientierten Bereichen. Der zunehmende Konsolidierungsdruck dürfte die Zahl der Transaktionen in der Sachgütererzeugung mittel- bis langfristig ansteigen lassen.

Trotz der schwachen Konjunktur gibt es auch Lichtblicke. So könnten Investitionsimpulse aus Deutschland sowie eine Stabilisierung der Energiepreise mittelfristig zu einer schrittweisen Erholung beitragen. Für Investoren heißt das: Wer antizyklisch denkt und sich jetzt positioniert, kann vom späteren Aufschwung profitieren, vorausgesetzt, geopolitische Risiken bleiben unter Kontrolle.

Worldline stürzt ab: Betrugsvorwürfe bringen Six-Finanzchef unter Druck

Der französische Zahlungsdienstleister Worldline befindet sich im freien Fall: Seit dem Allzeithoch 2021 hat sich der Aktienkurs um über 95 % auf nur noch € 2,83 am 25. Juni 2025 reduziert, wie die folgende Grafik deutlich zeigt. Allein an einem einzigen Handelstag verlor die Aktie über 40 % an Wert. Auslöser ist ein sich verdichtender Betrugsverdacht; demzufolge sollen riskante Kunden bewusst in ausländische Tochtergesellschaften verschoben worden sein, um regulatorische Kontrollen zu umgehen.

Der Absturz der Schweizer Börsenbetreiberin Six hat massive Folgen. Der damals verantwortliche und nun kritisierte CFO Daniel Schmucki behielt eine zweistellige Beteiligung an der hauseigenen Payment-Sparte, die 2023/2024 mit über einer Milliarde Euro abgeschrieben wurde. Die nun erhobenen Betrugsvorwürfe werfen Fragen zur Corporate Governance auf: Schmucki sitzt im Aufsichtsrat von Worldline und ist Mitglied der Audit-Kommission.

Die Entwicklung dürfte auch in der M&A-Landschaft Spuren hinterlassen. Einerseits müssen Investoren und Börsenbetreiber strategische Beteiligungen im Payment-Sektor neu bewerten, andererseits könnte der Vertrauensverlust in digitale Finanzdienstleister auch künftige Transaktionen beeinflussen. Gleichzeitig ergeben sich selektive Kaufmöglichkeiten für Marktteilnehmer mit solider Compliance-Grundlage.

Deutsche Banken erleben eine Trendwende bei der Beschäftigung

Erstmals seit Jahrzehnten verzeichnen sie wieder einen deutlichen Personalzuwachs. Laut exklusiven Daten von Barkow Consulting, die Bloomberg vorliegen, stieg die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2024 um 1,1 % auf rund 554.000 – das stärkste Plus seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1999.

Die beigefügte Grafik verdeutlicht eindrucksvoll, wie dieser Zuwachs eine langjährige Schrumpfungsphase unterbricht, die von Digitalisierung, Filialschließungen und Restrukturierungen geprägt war. Bereits 2023 gab es mit einem leichten Plus erste Signale einer Trendwende, die sich nun zu festigen scheinen.

Dieser Trend markiert eine wichtige Wende in der deutschen Bankenlandschaft, die auch den M&A-Markt betrifft. Steigende Mitarbeiterzahlen sind oft ein Indikator für neue Wachstumsstrategien. Für Käufer und Investoren kann dies ein Zeichen für Stabilität und Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit etablierter Institute sein. Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb um Fachkräfte.

Für Fusionen und Übernahmen im Finanzsektor der DACH-Region bedeutet das: Während einige Institute in den Ausbau investieren, dürften andere weiterhin auf Konsolidierung und Synergien setzen. Der sich abzeichnende Beschäftigungstrend könnte somit auch neue strategische Optionen eröffnen – von gezielten Zukäufen kleinerer Banken bis hin zu Kooperationen im Bereich „Shared Services.”

Schattenbanken auf dem Vormarsch 

Die Rolle von Nicht-Banken in der Eurozone hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. Wie die Grafik zeigt, stieg der Anteil der von Schattenbanken vergebenen Unternehmenskredite von rund 12 % im Jahr 2000 auf inzwischen 30 %. Nach Angaben der EZB agieren Investmentfonds, Finanzinvestoren und andere nicht regulierte Akteure dabei zunehmend wie traditionelle Banken, unterliegen jedoch einer deutlich geringeren regulatorischen Kontrolle.

Die EZB warnt daher vor systemischen Risiken und denkt über sektorweite Stresstests nach. Auch für den M&A-Markt im DACH-Raum bedeutet dieser Trend tiefgreifende Veränderungen.

Einerseits eröffnen Schattenbanken neue Finanzierungsquellen für Unternehmensübernahmen, die von klassischen Banken oft nicht vollumfänglich bedient werden. Andererseits steigt das Risiko für Käufer und Investoren, da die Transparenz über die Finanzierungsstrukturen abnimmt und marktweite Verwerfungen schneller auf unregulierte Akteure übergreifen könnten. Auch bei der Due Diligence gewinnen Fragen zur Herkunft und Struktur des Fremdkapitals an Bedeutung.

Langfristig stellt sich die Frage, wie Europa regulatorisch nachzieht. EZB-Präsidentin Lagarde sieht in einem stärker integrierten Kapitalmarkt zwar weiteres Wachstumspotenzial für Schattenbanken, warnt aber auch vor fehlenden Schutzmechanismen. Für M&A-Strategen bedeutet dies: Wer diese Dynamik frühzeitig versteht und nutzt, kann klare Wettbewerbsvorteile erzielen, muss jedoch politische Entwicklungen eng im Blick behalten.

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