Guten Tag,
der Deal der Woche markiert einen Meilenstein im europäischen Medienmarkt: MFE übernimmt ProSiebenSat.1 und schafft damit den größten Free-to-air-Broadcaster Europas.
Währenddessen verliert der Konjunkturausblick in Deutschland an Schwung. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind im August deutlich gesunken, belastet durch enttäuschende Wirtschaftsdaten und Unsicherheiten rund um das EU-US-Handelsabkommen.
Darüber hinaus gab es weitere relevante Entwicklungen:
- Apollo und RWE gründen ein Joint Venture zur Finanzierung der 25,1 %-Beteiligung an Amprion, einem der größten deutschen Übertragungsnetzbetreiber.
- Meggle übernimmt den Käsehersteller Rücker und stärkt damit seine Marktposition im Molkereigeschäft.
- Siemens Energy erhält einen Milliardenauftrag zur Lieferung von Konvertern für das dänisch-deutsche Offshore-Stromprojekt „Bornholm Energy Island“.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit bei Ihrem nächsten M&A-Deal haben, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme über LinkedIn.
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Deal der Woche
MFE übernimmt ProSiebenSat.1 – Europas größter TV-Broadcaster entsteht
Der italienische Medienkonzern MediaForEurope (MFE) hat nach umfangreichen Aktienkäufen die Kontrolle über ProSiebenSat.1 übernommen und wird damit zum größten Free-to-air-Senderverbund Europas.
Die Transaktion wurde von einem intensiven Bieterwettstreit begleitet, bei dem Kirkland & Ellis, Freshfields und Hengeler Mueller als führende Berater im Einsatz waren. Der Deal stärkt MFE im Wettbewerb mit globalen Streamingplattformen und verändert die Machtbalance im deutschen TV-Markt grundlegend. Für ProSiebenSat.1 eröffnet er die Chance auf strategische Neuausrichtung und grenzüberschreitendes Wachstum.
Markttrends
Inflationsausblick bleibt unsicher
EZB-Rat Olli Rehn warnt vor Abwärtsrisiken für die Inflation im Euroraum. Niedrigere Energiepreise, ein stärkerer Euro und neue US-Zölle könnten die Teuerung stärker dämpfen als bislang angenommen. Damit sieht er Spielraum für weitere Zinssenkungen, auch wenn der Inflationsausblick unsicher bleibt.
Wie die Eurostat-Daten im Diagramm zeigen, liegt die Gesamtinflation im August 2025 bei 2,1 Prozent und damit knapp über dem Vormonatswert. Die Kernrate verharrt stabil bei 2,3 Prozent und bleibt somit leicht über dem Inflationsziel der EZB. Insgesamt schwanken die Prognosen, ob die Notenbank ihren Zinssenkungszyklus fortsetzt.

Im EZB-Rat gehen die Einschätzungen auseinander: Während Isabel Schnabel Zölle als eher inflationär betrachtet und keine weiteren Zinsschritte erwartet, sieht Rehn deutliche disinflationäre Effekte. Einigkeit besteht jedoch, dass geopolitische Spannungen und ein politischer Einfluss auf die US-Notenbank erhebliche Risiken für die Finanzmärkte darstellen würden.
Gigacluster in China und USA dominieren
Die globale Innovationsdynamik wird zunehmend von China und den USA bestimmt. Beide Länder stellen zusammen fast die Hälfte aller Top-100-Cluster und ziehen Forscher, Kapital und Technologien in großem Stil an. Europa fällt dagegen zurück und verliert im internationalen Vergleich an Strahlkraft.
Die Grafik der WIPO-Studie verdeutlicht, dass China mit 24 und die USA mit 22 Innovationsclustern die Rangliste anführen. Deutschland kommt auf sieben Cluster, gefolgt von Indien und Großbritannien mit jeweils vier. Städte wie Shenzhen-Hong Kong, San Francisco oder Beijing bilden die zentralen Wachstumsmagneten.

Für Europa wird deutlich: Ohne bessere Rahmenbedingungen und stärkere Investitionen in Risikokapital besteht die Gefahr eines Innovationsabflusses. Zwar sind mit München, Berlin oder Paris einige Cluster unter den Top 100 vertreten, doch deren Gewicht reicht nicht an die Gigacluster in Asien und Nordamerika heran.
Konjunkturausblick verliert an Schwung
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im August 2025 spürbar eingebrochen. Mit 34,7 Punkten liegen sie 18 Punkte unter dem Vormonatswert, während der Lageindikator auf –68,6 Punkte fällt. Vor allem Chemie, Pharma, Maschinenbau und Automobilbranche gelten als belastet.
Die Erwartungen haben sich laut Diagramm des ZEW seit Ende 2023 stetig verbessert. Zuletzt kam es jedoch wieder zu einem deutlichen Rückgang. Auch die Bewertung der aktuellen Lage bleibt auf einem historisch schwachen Niveau. Damit verfestigt sich das Bild einer Konjunktur mit Hoffnungsspitzen, die jedoch keine nachhaltige Erholung zeigt.

Die angekündigte Handelsvereinbarung zwischen EU und USA hat an den Finanzmärkten nicht den erhofften Schub gebracht. Stattdessen überwiegen Sorgen über schwache Quartalszahlen und strukturelle Probleme in Schlüsselbranchen. Auch in der Eurozone verschlechterte sich die Stimmung mit einem Rückgang der Erwartungen auf 25,1 Punkte.
Deutsche Industrie kämpft mit schwachem Auftragseingang
Die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Wende in Deutschland erfüllen sich bislang nicht. Im Juli sind die Industrieaufträge überraschend um 2,9 % gefallen – der dritte Rückgang in Folge und zugleich der stärkste seit Januar. Prognosen für das Wachstum wurden von mehreren Instituten nach unten korrigiert.
Wie man auf der Grafik von Destatis unten sehen kann, sind die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe seit Monaten auf einem niedrigen Niveau. Zwar stützen kleinere Aufträge den Trend etwas, doch die Großaufträge sind deutlich rückläufig. Auch aus dem Ausland kamen im Juli weniger Bestellungen, besonders aus der Eurozone.

Ökonomen warnen, dass die fiskalischen Impulse der Regierung nur Strohfeuereffekte auslösen könnten. Ohne Strukturreformen und stärkere private Investitionen droht die deutsche Wirtschaft in einer Phase der Stagnation zu verharren. Zwar könnte die expansive Finanzpolitik ab 2026 für Schub sorgen, doch kurzfristig bleibt der Ausblick eingetrübt.
M&A-Nachrichten
- Der Genfer Unternehmer Abdallah Chatila, der 2022 auf Drängen der Finma die Schweizer Sberbank übernahm, gerät wegen Finanzierungsproblemen unter Druck. Ein Schiedsgericht verurteilte ihn zu einer Zahlung von 70 Mio. CHF, was die Stabilität seiner m3-Gruppe und der TradeXBank belastet.
- Im Rechtsstreit rund um das Archegos-Fiasko der Credit Suisse 2021 zahlen die D&O-Versicherungen von Ex-CS-Managern 115 Mio. $. Nutznießerin ist die UBS als Nachfolgerin der CS, während die klagende US-Pensionskasse leer ausgeht.
- Siemens Energy erhält einen Milliardenauftrag zur Lieferung von Konvertern für das dänisch-deutsche Offshore-Stromprojekt „Bornholm Energy Island“. Der Vertrag umfasst Design, Fertigung, Installation und Inbetriebnahme bis Mitte der 2030er Jahre.
- Targobank-Chefin Isabelle Chevelard zeigt sich nach der OLB-Übernahme offen für weitere Zukäufe in Deutschland. Sie betont die Bedeutung des Marktes für Crédit Mutuel und sieht Potenzial für weitere Bankenfusionen.
- Der Düsseldorfer Maschinen- und Anlagenbauer Gea steigt zusammen mit Scout24 in den Dax auf und ersetzt Sartorius und Porsche. Der Aufstieg erfolgte über den Fast-Entry-Mechanismus und unterstreicht die starke Entwicklung des Konzerns.
- SMA Solar hat wegen schwacher Nachfrage seine Jahresprognose deutlich gesenkt und rechnet nun mit einem operativen Verlust von bis zu 80 Mio. €. Der Vorstand verschärft den Sparkurs, was die Aktie um fast 28 %
- Morgan Stanley hat ihren Anteil an der Commerzbank fast verdoppelt und hält nun 5,19 %. Der Schritt fällt inmitten des Übernahmekampfes mit Unicredit, die bereits 26 % an der Bank hält.
- Eon verkauft sein Gasverteilnetz in Tschechien an die zur Ez-Gruppe gehörende Gasnet. Das Netz umfasst 4600 Kilometer Leitungen und über 100.000 Kundenanschlüsse, der Abschluss steht noch unter Vorbehalt der Genehmigung.
- Die EU-Kommission hat ihre Prüfung der geplanten Übernahme des Leverkusener Chemiekonzerns Covestro durch Adnoc vorübergehend ausgesetzt. Die Behörde benötigt mehr Zeit, um zusätzliche Informationen einzuholen.
- Nach der Übernahme des insolventen Münchener Sporthändlers Sportscheck durch die italienische Cisalfa Group erhalten Gläubiger deutlich höhere Auszahlungen als erwartet. Die Quote liegt bis zu 25 % über den Prognosen der Insolvenzpläne.
- Der Stuttgarter Autozulieferer Mahle setzt seinen Konzernumbau fort und rechnet mit weiterem Personalabbau. CEO Arnd Franz sieht den Fokus künftig auf Komponenten für Elektrofahrzeuge.
- Steyr Motors verzeichnet stark steigende Auftragseingänge für Panzerantriebe, darunter den „Leopard 2“ von KNDS und den „Panther“ von Rheinmetall. Das Orderbuch könnte von 300 Mio. € auf 500 Mio. € wachsen.
- Der Finanzinvestor Permira hat seine restliche Beteiligung an Teamviewer verkauft und damit insgesamt über 5,7 Mrd. € erlöst. Der Eigenkapitaleinsatz hat sich seit dem Einstieg 2014 mehr als verzehnfacht.
- Die Stahlarbeiter von Thyssenkrupp haben dem Sanierungstarifvertrag zugestimmt. Damit ist der Weg frei für eine mögliche Aufstockung der Beteiligung von Investor Daniel Křetínský.
Gehälter & Boni
- UBS senkt die Verzinsung der Mitarbeiterkonten von 0,05 % auf nur noch 0,01 %. Davon betroffen sind zehntausende aktive und pensionierte Mitarbeitende, was intern für Kritik sorgt.
- Die Zürcher Kantonalbank meldet für das erste Halbjahr 2025 einen Nettogewinn von 670 Mio. CHF, ein Plus von 11 %. Im Schnitt verdient jeder Mitarbeiter inklusive Bonus rund 240.000 CHF pro Jahr.
Personalien
- Nestlé trennt sich überraschend von CEO Laurent Freixe wegen einer nicht offenbarten Liebesbeziehung zu einer Mitarbeiterin. Nachfolger wird der bisherige Nespresso-Chef Philipp Navratil.
- Der österreichische Ölkonzern OMV erwägt konzernweit den Abbau von bis zu 2000 Stellen. Die Gewerkschaft GPA kündigt harte Verhandlungen an.
- Swiss Re startet unter Techchefin Pravina Ladva ein großes IT-Offshoring-Projekt. Zudem wurde Yamin Gröninger, zuvor bei EY und BCG, als neue COO verpflichtet.
- Bei UBS verschärft sich der Stellenabbau: Teamleiter sollen auf Anweisung der Führung entweder selbst kündigen oder Mitglieder ihres Teams entlassen. Der Personalabbau nach der CS-Übernahme läuft langsamer als geplant, Ziel bleibt der Abbau von rund 30.000 Stellen.
- Bei der SIX sollen im Bereich Banking Services zahlreiche Führungspositionen mit ehemaligen UBS- und CS-Managern besetzt worden sein. Insider berichten von Vetternwirtschaft und internen Untersuchungen, offiziell weist HR dies zurück.
- Gabriel Brenna übernimmt ab Januar die Leitung der Raiffeisen-Gruppe. Kritiker verweisen auf seine problematische Expansionsstrategie bei der Liechtensteinischen Landesbank, die in Dubai und möglicherweise auch in Deutschland scheiterte. Zugleich kündigte Präsident Thomas Müller seinen Rücktritt an.
- Nestlé hat CEO Laurent Freixe nach nur einem Jahr wegen einer verheimlichten Liebesaffäre mit einer Unterstellten entlassen. Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke gerät in die Kritik, da er die Abgangsregelung mitgetragen und eine Untersuchung blockiert haben soll.
- McDermott Will & Schulte verstärkt die Transaktionspraxis in Frankfurt mit Johannes Eckhardt, zuvor bei Merck für M&A-Deals aktiv.
Kapitalrunden
- Das Wiener KI-Startup StartMatch hat eine Plattform entwickelt, die passende Förderungen identifiziert und komplette Anträge automatisch erstellt. Für die Weiterentwicklung und Teamerweiterung erhielt das Unternehmen nun eine Seed-Finanzierungsrunde im mittleren sechsstelligen Bereich, unter anderem von Pokerprofi Fedor Holz und weiteren Business Angels.
- Das Wiener Biotech-Startup Novasign, ein Spin-off der BOKU Wien, entwickelt digitale Zwillinge zur Optimierung biotechnologischer Prozesse. Nun steigt das US-Unternehmen Repligen Corporation mit einem Millioneninvestment ein, um die Internationalisierung – insbesondere in den USA – und die Weiterentwicklung der Plattform zu unterstützen.
- Das US-Startup Ketryx, 2021 von Erez Kaminski und dem Österreicher Jan Pöschko gegründet, entwickelt eine KI-gestützte Compliance-Plattform für die Life-Science-Branche. In einer Series-B-Runde sicherte sich das Unternehmen 39 Mio. US-Dollar, angeführt von Transformation Capital.
- Der ERC vergibt 478 „Starting Grants“ in Höhe von 761 Mio. €. Österreich erhält 20 Grants im Wert von 31,3 Mio. €, ein europaweit hoher Wert. Gefördert werden u. a. ÖAW, TU Wien, Uni Wien und ISTA.
- Das Wiener HealthTech-Scaleup cogvis, Anbieter von smarten Pflegetechnologien zur Sturzprävention und Entlastung des Pflegepersonals, hat eine neue siebenstellige Finanzierungsrunde abgeschlossen. Neu eingestiegen ist die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, die als Investor und strategischer Partner die nationale und internationale Expansion unterstützen will.
- Das Kärntner Startup Konatec, das mit seiner Thermo-A1-Konsole Wärmebrücken minimiert und Heizkosten um bis zu 30 % senken kann, hat eine sechsstellige Finanzierungsrunde abgeschlossen. Angeführt wird das Investment vom Carinthian Venture Fonds, das Kapital soll in Produktentwicklung, Skalierung und internationale Expansion fließen.
- Die Wiener Aumat Warenvertrieb GmbH, Betreiber der Automatenmarke „Aumat“ und des Online-Shops „Austria Manufaktur“, hat zwei neue Investoren gewonnen. Unternehmer Hans Langenbach und Immobilienexperte David Broscheit steigen mit Kapital und Know-how ein, um die Expansion der 2021 gegründeten Firma voranzutreiben.
- Die Lufthansa platziert eine Wandelanleihe über 600 Mio. €, deren Wandlungspreis mit einer Prämie von 40–45 % festgelegt wurde. Gleichzeitig belasten Streikrisiken die Aktie.
Börsengänge
- Die Swiss Marketplace Group plant einen bedeutenden Börsengang an der Schweizer Börse Six und eröffnet damit den IPO-Herbst in der deutschsprachigen Region.
- Der Arzneimittelhersteller Stada plant für Herbst einen Börsengang in Frankfurt, nachdem ein erster Anlauf im Frühjahr gescheitert war. Der IPO könnte das Unternehmen mit rund zehn Milliarden Euro bewerten und zu den größten in Europa zählen.
- Freenet prüft laut Medienberichten einen Börsengang der Streaming-Plattform Waipu.TV. Der Unternehmenswert könnte bei rund 1,5 Mrd. € liegen.